Mir reicht's, Deutschland!
Ich bin wütend. Nicht ein bisschen. Nicht unterschwellig. Nein – tief, brennend, laut. Ich bin wütend bis in jede Faser meines Seins.
Und diese Wut ist nicht irrational. Sie ist keine Laune, keine Übertreibung, kein Ausrutscher. Sie ist die Reaktion auf ein Land, das sich langsam, aber stetig von seiner Menschlichkeit verabschiedet. Ein Land, das zusieht – oder schlimmer noch: mitmacht –, wie rechte Hetze wieder salonfähig wird. Wie Empathie lächerlich gemacht, wie Solidarität als Schwäche verhöhnt wird.
Ich bin wütend auf 25 Prozent der Menschen in Deutschland.
25 Prozent, die ihre Stimme einer Partei geben würden, die längst vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde. Einer Partei, die sich nicht um das Gemeinwohl schert, nicht um Lösungen, nicht um Demokratie. Nein – ihr einziges Ziel ist Spaltung, Ausgrenzung, Rückschritt. Sie schüren Hass, sie säen Angst, sie lachen über das Leid anderer. Und Millionen wählen das – ganz bewusst. Nicht aus Protest. Nicht aus Unwissen. Sondern, weil es ihnen gefällt.
Wie konnte das passieren? Wie kann man das hinnehmen? Wie kann man damit leben, solche Menschen zu wählen?
Das ist keine Meinung. Das ist keine politische Präferenz. Das ist ein Angriff auf die Menschenrechte. Auf Minderheiten. Auf alle, die nicht in ihr krankes, nationalistisches Weltbild passen. Es ist ein Schlag ins Gesicht jedes Menschen, der hier Schutz sucht, der hier lebt, liebt, atmet – und nicht der "Norm" entspricht, die sie diktieren wollen.
Und dann die CDU. Eine angeblich christliche Partei. Selten so gelacht.
Ein Viertel der Wähler:innen in Deutschland unterstützt diese Partei, die sich unter dem Deckmantel der "Mitte" immer weiter nach rechts lehnt. Die sich anbiedert, statt abzugrenzen. Die rechte Narrative übernimmt, Ängste schürt, Stimmung macht – nicht aus Überzeugung, sondern aus Machtgier. Weil sie Angst hat, Wähler an die AfD zu verlieren, kopiert sie einfach deren Sprache. Ein erbärmlicher Ausverkauf demokratischer Prinzipien.
Was bleibt von einer Partei, die lieber mit Nazis redet als mit der Klimabewegung? Die lieber auf die Straße gegen Gendersternchen geht als gegen rechte Gewalt? Die lieber über “illegale Migration” faselt als über soziale Gerechtigkeit?
Sie hat keine Antworten, keine Vision, keine Empathie. Nur Taktik. Nur Stimmenfang. Nur Angst vor dem Bedeutungsverlust.
Ich bin erschöpft. Ich bin müde. Und gleichzeitig bin ich hellwach – vor Wut.
Weil ich sehe, wie Nazis eingeladen werden in Talkshows, als wäre das irgendeine interessante Perspektive. Als hätte ihr menschenverachtender Müll den gleichen Stellenwert wie ein wissenschaftlicher Beitrag oder ein faktenbasierter Diskurs.
Was glaubt ihr eigentlich, was passiert, wenn man rechten Hetzern Bühne um Bühne bietet? Wenn man sie "ernst nimmt"? Sie normalisiert. Sie macht sie wählbar. Sie macht ihre Unmenschlichkeit zu einer von vielen Stimmen im "Meinungsspektrum".
Und dann diese Medien. Diese verdammten, lauten, klickgeilen, empathielosen Medien.
BILD. WELT. NIUS. Und all die anderen rechtsoffenen „Meinungsmacher“, die sich unter dem Deckmantel der "journalistischen Freiheit" einen Dreck um Verantwortung scheren. Die sich als Stimme des Volkes inszenieren, aber in Wahrheit nur Lautsprecher der Wut sind. Die lügen, verdrehen, hetzen. Die Menschen diffamieren. Die Gefühle gegen Fakten setzen, immer in der Hoffnung, dass der Mob schon klatscht.
Sie sind nicht die vierte Gewalt. Sie sind Brandbeschleuniger.
Und was macht der Staat?
Er zuckt mit den Schultern. Er wiegt sich in der Illusion, man könne die Demokratie retten, indem man sie für ihre Feinde öffnet. Indem man Dialoge führt mit denen, die keine wollen – sondern nur Macht, um alle anderen zum Schweigen zu bringen.
Währenddessen werden queere Menschen auf der Straße bespuckt. Geflüchtete in Unterkünften angegriffen. Jüdinnen und Juden müssen Polizeischutz beantragen, um sich sicher zu fühlen. Menschen werden entmenschlicht – und die, die es tun, nennen das "Meinungsfreiheit".
Ich bin so unfassbar wütend. Und ich habe es satt.
Ich habe es satt, mich ständig rechtfertigen zu müssen für Menschlichkeit. Ich habe es satt, zuzusehen, wie die Grenzen des Sagbaren immer weiter verschoben werden, bis plötzlich wieder Dinge denkbar sind, die niemals wieder denkbar hätten werden dürfen.
Ich habe es satt, in einem Land zu leben, in dem Menschenrechte offenbar verhandelbar sind – je nach Hautfarbe, Herkunft, Religion, Geschlecht oder Sexualität. Ich habe es satt, dass sich nichts ändert, obwohl wir längst alles sehen.
Und ja, ich beginne zu verstehen, warum Menschen radikal werden.
Nicht, weil sie Gewalt wollen. Sondern, weil sie gehört werden wollen. Weil sie verzweifelt sind. Weil sie spüren, dass das System versagt – nicht in der Theorie, sondern ganz konkret, jeden Tag. Weil man sich ohnmächtig fühlt in einem Land, das sich jeden Tag ein kleines Stück mehr selbst verrät.
Mir reicht's, Deutschland!
Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger,
alles zu werden, strömt zuhauf.
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!
Es rettet uns kein höhres Wesen,
kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen,
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte!
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
duldet die Schmach nun länger nicht!
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!
In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partein.
Die Müßigänger schiebt beiseite!
Diese Welt wird unser sein;
Unser Blut sei nicht mehr der Raben
Nicht der mächt'gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben,
dann scheint die Sonn' ohn' Unterlaß
Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht!
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