Panik, Parolen, Propaganda – Der gefährliche Kurs des Polizeigewerkschafters Manuel Ostermann

Manuel Ostermann ist Bundespolizist, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) – und längst kein Vertreter der Polizei im Sinne des Rechtsstaates mehr, sondern ein politischer Agitator mit Uniform. Er inszeniert sich als Stimme der „Basis“, als aufrechter Wahrsprecher gegen politische Feigheit. Doch was er tatsächlich betreibt, ist politische Brandstiftung: Er verdreht Fakten, sät Misstrauen, schürt Angst – und benutzt dabei das Vertrauen, das einer Polizei grundsätzlich entgegengebracht wird.


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In seinem Buch „Deutschland ist nicht mehr sicher – Wie unsere Polizei zwischen Politik und Straße aufgerieben wird“ verdichtet Ostermann seine Haltung zu einem Pamphlet der Spaltung. Der Titel ist Programm: Er erklärt die Republik zur Krisenzone, Migration zur Bedrohung, Politik und Medien zu Vertuschern. Seine Sprache erinnert nicht an nüchterne Analyse, sondern an rechte Kampfparolen. Der Tenor: Deutschland droht der Kontrollverlust, und Schuld sind – wahlweise – Migranten, Linke oder eine vermeintlich verweichlichte Politik.

Er beschreibt Deutschland als Land im Kontrollverlust. In seinen öffentlichen Auftritten und seinem Buch entwirft er das Bild eines Staates, der von Migration, Gewalt und politischer Schwäche überfordert sei. Die Polizei, so seine Erzählung, stehe an der Front eines zerfallenden Systems, das von linken Ideologen und feigen Politikern verraten werde. Er bedient sich dabei eines Stils, der auf Dramatik setzt: Einzelne Gewalttaten werden zu Symbolen eines allgemeinen Niedergangs erklärt, komplexe Zusammenhänge auf Schlagworte reduziert.

Zahlen aus der Kriminalstatistik tauchen auf – oft korrekt zitiert, aber ohne Kontext. Wenn etwa auf die überproportionale Beteiligung von Männern mit Migrationshintergrund an bestimmten Delikten verwiesen wird, lässt er den Zusammenhang mit Faktoren wie Alter, Bildung und sozialer Lage weg. So entsteht ein Zerrbild: Die Realität wird in eine Erzählung gepresst, in der kulturelle Herkunft als Hauptursache für Gewalt gilt.

Die Behauptung, Deutschland sei „nicht mehr sicher“, hält keiner sachlichen Überprüfung stand. Kriminalität ist in vielen Bereichen rückläufig, Deutschland bleibt eines der sichersten Länder Europas. Die Polizei arbeitet in Teilen an der Belastungsgrenze, aber nicht vor dem Zusammenbruch. Ostermanns Schlussfolgerung, dass der Staat die Kontrolle verliere, speist sich weniger aus Daten als aus Stimmungen. Sein Buch ist kein Lagebericht, sondern eine politische Deutung – eine, die Angst erzeugt, statt aufzuklären.

Seine Wortwahl verstärkt diesen Effekt. Er spricht von „unkontrollierter Migration“, „Verlust der Ordnung“ und einer „Überforderung durch die Straße“. Es ist die Sprache des Alarmismus, nicht der Analyse. Dabei werden Konflikte nicht erklärt, sondern emotional aufgeladen. Die Folge ist ein verzerrtes Bild, das leicht konsumierbar, aber analytisch wertlos bleibt. Seine Kritik an der Politik richtet sich vor allem gegen Parteien und Gruppen, die er als „links“ bezeichnet. Sie seien für eine vermeintliche Schwächung der Polizei verantwortlich, für ein Klima, das „Täterschutz über Opferschutz“ stelle. Diese pauschale Schuldzuweisung lässt keinen Raum für Differenzierung und verschiebt die Grenze zwischen sachlicher Kritik und ideologischer Attacke.

Ostermann konstruiert ein klares Feindbild, das von linken Kräften bis zu Migranten reicht – alle erscheinen als Teil eines Problems, das nur durch „klare Kante“ zu lösen sei. Zahlreiche seiner Aussagen entbehren jeder belastbaren Grundlage. Hinweise auf eine angeblich explodierende Gewaltkriminalität finden sich in keiner offiziellen Statistik. Vielmehr ist die Zahl der Gewaltdelikte über Jahre weitgehend stabil, teils sogar rückläufig. Auch die Vorstellung, dass Polizisten in großem Stil am Rand der Aufgabe stünden, wird durch keine Studie gestützt. Belastung existiert, aber sie ist nicht neu – sie gehört zum Berufsbild und steht nicht im Zusammenhang mit einem angeblichen Kontrollverlust.

Die Rolle der Medien beschreibt er als Teil des Problems: Sie würden vertuschen, beschönigen, verschweigen. Belege dafür bleibt er schuldig. Der Effekt solcher Behauptungen ist absehbar – sie fördern Misstrauen und liefern jenen Argumente, die ohnehin überzeugt sind, „die Wahrheit“ werde unterdrückt. Ostermann verbindet reale Erfahrungen aus dem Polizeialltag mit einer Erzählung, die gesellschaftliche Ängste politisch nutzbar macht. Er überhöht Einzelfälle, ignoriert Ursachen und erzeugt ein permanentes Bedrohungsgefühl. Seine Argumentation folgt keinem fachlichen, sondern einem populistischen Muster: Zuspitzung, Vereinfachung, Personalisierung. Damit bedient er ein Publikum, das Sicherheit nicht als Aufgabe des Staates, sondern als Kampfbegriff versteht.

Seine öffentliche Rolle verschiebt die Wahrnehmung der Polizei. Wenn ein führender Gewerkschafter den Eindruck erweckt, Deutschland sei außer Kontrolle, dann beschädigt das das Vertrauen in jene Institution, der er vorsteht. Kolleginnen und Kollegen, die täglich sachlich und unparteiisch arbeiten, sehen sich durch solche Aussagen in Misskredit gebracht. Die Autorität des Amtes wird für politische Botschaften missbraucht – und das hat Folgen weit über die Polizei hinaus.

Ostermanns Feindbilder sind klar: Migranten, „die Linken“, Medien, Politik. Seine Angriffe sind pauschal, seine Sprache verächtlich, seine Absicht durchsichtig. Er braucht Gegner, um Relevanz zu behalten. Besonders seine Fixierung auf „die Linken“ verrät, wie weit er sich von jeder sachlichen Haltung entfernt hat. Er zeichnet sie als Feinde der Polizei, als moralisch verkommene Kräfte, die den Staat schwächen wollen. Damit übernimmt er vollständig die Rhetorik der AfD – und wird in deren Kreisen entsprechend gefeiert.

Er weiß, was er tut. Und das macht ihn so gefährlich. Ostermann ist kein unbedarfter Beamter, der unglücklich formuliert. Er ist ein erfahrener Funktionär, der gezielt an der Schnittstelle zwischen Staat und Politik operiert, um rechte Narrative zu normalisieren. Er nutzt die Uniform als Siegel der Glaubwürdigkeit, um Parolen zu verbreiten, die sonst aus den Mündern von Höcke oder Weidel kommen würden.

Diese Doppelrolle macht ihn zu einem Problemfall – nicht nur politisch, sondern institutionell. Denn mit jedem Interview, mit jedem Zitat, das in rechten Netzwerken kursiert, beschädigt er das Vertrauen in die Polizei. Menschen, die sich ohnehin misstrauisch gegenüber dem Staat fühlen, sehen sich bestätigt: Wenn selbst ein Bundespolizist sagt, Deutschland sei unsicher, dann müsse es ja stimmen. Ostermann weiß das – und spielt bewusst mit dieser Dynamik.

Er ist eine Schande für die Polizei. Während tausende Kolleginnen und Kollegen unter schwierigen Bedingungen professionell, neutral und gesetzestreu arbeiten, nutzt er sein Amt, um ideologische Stimmung zu machen. Er missbraucht seine Autorität, um Hass zu legitimieren. Seine Worte treiben die Spaltung voran, seine Wirkung schwächt den Rechtsstaat.

Dass er in AfD-nahen Milieus als Held gefeiert wird, ist kein Zufall. Er liefert ihnen das, was sie brauchen: den Anschein staatlicher Bestätigung für ihre Feindbilder. In einem von der AfD regierten Deutschland wäre Ostermann zweifellos Höckes Liebling – ein Polizeifunktionär, der genau das sagt, was das autoritäre Lager hören will.

Doch in einer demokratischen, rechtsstaatlichen Polizei hat ein Mann wie Ostermann keinen Platz. Wer bewusst Falschinformationen verbreitet, politische Hetze betreibt und seine Uniform instrumentalisiert, um Angst und Ressentiments zu schüren, verletzt nicht nur seine Pflicht zur Neutralität, sondern untergräbt das Fundament staatlicher Glaubwürdigkeit.

Ein Beamter, der das Vertrauen der Bürger so fahrlässig missbraucht, sollte nicht länger in diesem Dienst stehen.

Manuel Ostermann gehört aus dem Polizeidienst entfernt – nicht als Strafe, sondern als notwendige Konsequenz. 

Eine Demokratie, die ihre Institutionen schützt, darf Populismus in Uniform nicht dulden.

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